„Fast nichts Großes wird schnell gemacht.“

Jacques Bainville (1879-1936)
Journalist

„Oktober oder das Ende der Ferien. Aber die kleinen Jungen von heute, oder zumindest die meisten unter ihnen, fühlen nicht die Melancholie der kleinen Jungen von meiner Zeit, als der Herbst kam. Das Internat ist ein schwindender Brauch. Die heutige Schule ist weder die Latinistenkaserne, noch der Grammatikergefängnis von früher. Die Mode will nicht mehr, dass das Kind dem Familienleben entwöhnt wird. Man erspart ihm die Strenge des Speisesaals und des Schlafsaals, die Sklaverei der Schuluniform und die Schuldisziplin. Der freie Externe, fein beschuht und fein gekämmt, den wir, die zotteligen Internatsschüler, insgeheim neideten, war ein Vorreiter. (…) Ich stamme aus einer Generation, wo die Väter an die Vorzüge des Internats glaubten. Vielleicht hatten sie nicht so ganz Unrecht. Ich war im Internat und bereue es nicht. (…) Es war spartanisch und athenisch zugleich. Es war militärisch und intellektuell. Die Trommel wurde von der energischen Hand eines ehemaligen Soldaten geschlagen. Nicht selten war der Aufseher ein ehemaliger Unteroffizier, und wir schrieben lateinische Verse und Reden mit Lehrern, die an Cicero glaubten, sowie man an Gott glaubt. Die Ausflüge waren selten, die Luft von außen kam nicht in dieses Phalansterium. (…) Trotz diesem strengen Apparat besaß die Schule meiner Zeit Fantasie und es waren die Schüler, die sie brachten. Was für eine wunderbare Vielfalt! Mir wurde nie über so viele Länder der Welt, über so exotische und ferne Gegenden erzählt als durch meine Internatskameraden.“

Jacques Bainville (1879-1936)
Journalist